Zum letzten Mal zieht die Bundeswehr junge Männer regulär zum Dienst ein. Rund 12.150 Wehrpflichtige müssen heute auch gegen ihren Willen in die Kasernen einrücken, um ihren sechsmonatigen Grundwehrdienst anzutreten. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), rief die Bundeswehr auf, bei der Einberufung der letzten Wehrpflichtigen großzügig zu verfahren und Härtefälle zu vermeiden.
"Wenn jemand beispielsweise durch die Pflicht zur Ableistung seines Wehrdienstes ein ganzes Jahr länger auf seinen Studienbeginn warten muss, dann sollte die Bundeswehr dies zu verhindern wissen", sagte Königshaus der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Zugleich betonte er, er könne nachfühlen, wenn die Einberufung zum Dienst als ungerecht empfunden werde, denn die Wehrpflicht betreffe in diesem Jahr nur noch einen kleinen Teil der jungen Männer.
Hintergrund ist die bevorstehende Aussetzung der Wehrpflicht. Bereits vom 1. März an will die Bundeswehr im Prinzip nur noch Freiwillige einberufen. Dagegen sind die Januar-Einberufungen noch verbindlich. Ab Juli soll der Pflichtwehrdienst dann durch einen Freiwilligendienst abgelöst werden.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, mit der Einberufung der letzten Wehrpflichtigen würden die bestehenden rechtlichen Grundlagen "nicht strenger ausgelegt als in Vergangenheit und auch nicht laxer". Wenn der Einberufung nicht Folge geleistet werde, gebe es wie bisher eine Frist von einigen Tagen. Tauche der Wehrpflichtige dann immer noch nicht auf, werde die Militärpolizei aktiv. Zugleich betonte der Sprecher, mit der Einberufung der letzten Wehrdienstleistenden erhalte das Thema Nachwuchswerbung einen "ganz anderen Stellenwert".
Königshaus appellierte an die Bundesregierung, die Bundeswehr in Zukunft familienfreundlicher zu gestalten. Voraussetzung dafür seien ein entsprechendes Standortkonzept und auch weniger Versetzungen, sagte er dem Nachrichtensender n-tv. Es dürfe nicht dabei bleiben, dass 70 Prozent aller Soldaten Wochenendpendler seien und deshalb auf eine Zweitwohnung angewiesen seien, fügte er in der "HAZ" hinzu.
Von den rund 12.150 am Montag einberufenen Wehrpflichtigen leisten laut Bundesverteidigungsministerium rund 6400 ihren Dienst beim Heer, 1400 bei der Luftwaffe und 700 bei der Marine ab. Weitere 2800 rückten bei den militärischen Organisationsbereichen Streitkräftebasis und 850 beim Sanitätsdienst ein. Mit dem Verzicht auf die Wehrpflicht entfällt künftig auch der Zivildienst.