ZitatVerteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg muss sich gegen Vorwürfe wehren, er habe bei seiner Doktorarbeit getäuscht. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) soll es in Guttenbergs Doktorarbeit einige Passagen geben, die wörtlich mit Formulierungen anderer Autoren übereinstimmen, ohne dass er dies gekennzeichnet hat.
Erklärung zu den Schummelvorwürfen Guttenberg räumt Fehler ein Minister verzichtet vorerst auf Doktor-Titel +++ Plagiatsvorwurf zurückgewiesen
DIE ERKLÄRUNG
„Ich werde bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten“, sagte Guttenberg vor wenigen Minuten in Berlin. Anschließend wolle er den Titel aber wieder führen.
Guttenberg räumte zugleich Fehler in seiner Dissertation ein und entschuldigt sich: „Sie enthält fraglos Fehler" , sagte der CSU-Politiker. Das tue ihm „aufrichtig leid".
Darüber sei er selbst am unglücklichsten. Zu keinem Zeitpunkt habe er jedoch „bewusst getäuscht".
Er fügte an: „Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat." Er habe die Arbeit in einem Zeitraum von sieben Jahren neben seiner Tätigkeit als Politiker und seinen Verpflichtungen als junger Familienvater angefertigt.
Einen Rücktritt lehnte Guttenberg ab:
„Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere und das kann ich auch", sagte er.
EKLAT
Guttenbergs verlas seine Erklärung um 11.30 Uhr im Verteidigungsministerium - allerdings war nur eine Hand voll Journalisten dabei. Viele Redaktionen hatten keine Einladung bekommen.
Etliche Reporter, die in letzter Sekunde zum Ministerium geeilt waren, standen plötzlich vor verschlossener Tür. Feldjäger verwährten den Eintritt.
Zeitgleich fand wenige Kilometer entfernt die Bundespressekonferenz statt. Viele Hauptstadt-Journalisten hatten erwartet, dass Guttenberg hier auftritt.
Informations-Chaos pur!
In der Bundespressekonferenz spielten sich derweil tumultartige Szenen ab.
Regierungssprecher Seibert wurde von aufgebrachten Journalisten mit Fragen bestürmt. Dann verließen die Hauptstadtkorrespondenten protestierend den Saal. Nach etwa zehn Minuten wurde die Veranstaltung abgebrochen.
Das gab's in der Form noch nie!
RÜCKBLENDE
Gestern Abend hatte sich der Minister mit der Kanzlerin getroffen. Dabei verlangte Merkel nach BILD-Informationen Erklärungen zu den Plagiatsvorwürfen. Ergebnis: Die Kanzlerin steht weiter zu ihrem Minister.
DIE VORWÜRFE
Guttenberg wird vorgeworfen, Teile seiner Doktorarbeit von anderen Autoren abgeschrieben zu haben, ohne die entsprechenden Passagen als Zitate kenntlich zu machen.
Unterdessen werden immer neue Plagiatsvorwürfe bekannt.
Die Zahl der Autoren, von denen der CSU-Politiker abgeschrieben haben soll, ist inzwischen auf 15 gestiegen – darunter mit Rupert Scholz (CDU) einer seiner Amtsvorgänger.
Die Universität Bayreuth forderte eine Stellungnahme von Guttenberg innerhalb von zwei Wochen. Die möglichen Konsequenzen der Hochschule reichen von der Aufforderung, die Doktorarbeit nachzubessern, bis zur Aberkennung des Doktortitels.
REAKTIONEN
Die CSU hält die Erklärung Guttenbergs für gut und ausreichend.
Jetzt müsse die „überzogene Treibjagd“ auf den Minister beendet werden, forderte der Vorsitzende der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach, am Freitag.
Rückendeckung kommt auch von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
„Ihm zu unterstellen, dass er die ganze Doktorarbeit abgeschrieben haben soll, (...) wird dem Charakter dieser Arbeit überhaupt nicht gerecht”, sagte Schäuble. „Jedem passiert auch mal vielleicht ein Fehler”, sagte Schäuble. Er selbst habe die Arbeit einmal gelesen. Er halte Vieles für eine typische Übertreibung der Medien.
RIESEN-WIRBEL IM WEB
Im Internet hat inzwischen die Jagd nach weiteren Plagiaten begonnen.
Im Netz werden derzeit weitere Fundstellen gesammelt.
Etliche Nutzer durchforsten die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Suche nach möglichen, ohne Quellennennung abgeschriebenen, Textpassagen.
SO DENKT DEUTSCHLAND ÜBER DEN FALL
In den Foren wird das Thema heiß diskutiert, manche sehen schon das Ende des Ministers kommen, andere verstehen die Aufregung wiederum nicht...
Mehrheitlich scheint das Volk hinter dem Minister zu stehen - Tenor der meisten Kommentare:
Die Schummel-Affäre wird aufgebauscht, dahinter steckt eine Anti-Guttenberg-Kampagne mancher Medien.
Aber: Viele halten den Star-Minister für beschädigt, es kommen Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit auf.
ancheinend hat er abgeschrieben, sonst wâre er nicht so sang- und klanglos abgetreten. Gibt es in Deutschland eigentlich Programme an Unis, die neue Diplom-, Doktorarbeiten etc. auf nicht angegebene Abchreibereien überprüfen konnen? Die von ihm mit Hast zurVerabschiedung gebrachte Aussetzung der Wehrpflicht, ohne sich Gedanken über eine gescheite Nachwuchsgewinnung zu machen, hat der BW mehr als geschadet.