Hat jemand Informationen über die durchschnittliche Tages-Marschleistung der deutschen Wehrmacht ?
Mich interessieren die Unterschiede bei den Truppenteilen, Infantrie, Motorisierte Inf, Mechanisierte Kräfte und Panzertruppen. Weiters auch witterungsbedingte Einschränkungen (z.B. Regen, Schneefall, Schlamm, gefrorener Boden).
Wie hoch waren die Unterschiede zu den alliierten Truppen ? Achja, wie hat sich die Marschleistung im Verlauf des Krieges geändert (durch Modernisierung, oä)? Gab es große Unterschiede im Vergleich Ostfront / Westfront / Nordafrika ?
Vielleicht hat jemand Informationen über damalige oder aktuelle Dienstvorschriften die sich diesem Thema widmen
Das ist eine interessante Frage, die sich wohl so einfach gar nicht beantworten lässt.
Vielleicht mal eine Gegenfrage: Wozu willst Du das wissen?
Marschleistungen werden geplant und dann praktisch umgesetzt. Dabei berechnet man die Marschleistung der Spitze mit etwa 4 km/h bei Fussmärschen, 30 km/h bei Kette und 40 km/h bei Radmärschen. Dann kommt die Kolonnenlänge durch die Anzahl der Marschstrassen und so kommst Du auf eine theoretische Marschgeschwindigkeit bei einem Regiment zu Fuss von etwa 30 - max 50 km pro Tag, mot. 150 bis 200 km und Kette etwa 100-120 km.* Eisenbahntransport dürfte ähnlich liegen, wobei hier das Zusammenfassen zum Beladen, das Beladen selbst, und der gegenteilige Prozess sehr zeitaufwändig ist.
Eine wichtige Rolle spielen auch Stadtdurchfahrten, Flußübergänge und der Einfluss des Feindes z.B. durch seine Luftwaffe oder Banditen/Partisanen
In wie weit jetzt die Alliierten der Wehrmacht voraus waren, mag auf den Einzelfall ankommen. So waren die Amerikaner in Europa voll motorisiert, hatten die Luftherrschaft, während die Deutschen im Westen 1944/45 fast nur noch Nachts marschieren konnten.
Im Osten ist bekannt, dass einzelne deutsche Spitzen mehr als 80 km pro Tag vordringen konnten, aber anhalten mussten, weil der Troß nicht nach kam. Auch nahm die deutsche Motorisierung im Verlaufe des Ostfeldzuges ab - während die der Russen, auch dank der halben Million LKW aus Lent-Lease, zunahm.
Auch ist immer noch nicht erwiesen, ob das russische System der endlosen Kette dem deutschen System überlegen war.
Glanzleistungen an Marschleistung vollbrachten z.B. die Fritzen 1757. Erst verprügelten sie die Franzmänner und die Spätzlefresser im anhaltinischen Roßbach und 4 Wochen später die Österreicher im schlesischen Leuthen.
*leider habe ich die entsprechenden Unterlagen der NVA nicht mehr da und um aufwändig zu suchen, hätte ich schon ganz gern den Sinn der Anfrage gewusst
zuerst mal danke für die prompten Infos. Ich war leider 2 Wochen nicht da und konnte erst jetzt die Antworten lesen.
Zur Gegenfrage: Ich versuche die Daten in eine WK2 Simulation einfließen zu lassen um dieser mehr realistischen Tiefgang zu verleihen.
Wenn ich jetzt von 4km/h ausgehe sind in 3 Tagen ~100km zu schaffen. Wie lang kann man das als Infanterist durchstehen ? Wie stark sinkt die Leistung bei Regen / Schnee / Schlamm ?
Die Sache mit dem Bahntransport ist auch ein guter Tipp. Allerdings weis ich aus Erfahrung das dabei die Verladezeiten gewaltig sein können. Weiters möchte ich mich bei den Marsch / Transportarten auf die beschränken bei denen eine gewisse Abwehrbereitschaft bzw. schnelle Einsatzbereitschaft erhalten bleibt.
Ich würde das eher praktisch recherchierenm, in dem ich mir ansehe, wie lange einzelne Verbände benätigten um z.B. von Linie A-B zu Linie C-D zu kommen. Es gibt ja auch schon Computersimulationen in denen das berücksichtigt wurde - sogar ziemlich realistisch - z.B. bei SSI
Bei Schlamm und Schnee würde ich mal von einer Marschleistung von 30-50 % ausgehen Ebenso bei Feindeinwirkung/feindlicher Luftherrschaft
Ich glaube, die Preussen marschierten 3-5 Tage und hatten 1-2 Rast. Ich würde mir auch mal alte Aufträge heranziehen, da waren ja immer recht objektiv die zu leistenden Angriffe/Märsche bezeichnet.
Die Marschleistung des Soldaten hat sich seit Alexanders Zug nach Indien im wesentlichen nicht geändert, Auch die Legionen Cäsars marschierten etwa 30 km am Tag. Die Grande Armee hatte beim Vormarsch auf Moskau etwa dasselbe Tempo. Auch die deutsche Infanterie, obwohl sie bis Moskau länger brauchte als die napoleonische. Gleichgeblieben seit der Antike ist mit ca. 30 kg auch das Gewicht der durschnittlich zu schleppenden Ausrüstung. So richtig Spass gemacht hat Infanterie wohl nie.
Zitat von Gerd Die Grande Armee hatte beim Vormarsch auf Moskau etwa dasselbe Tempo. Auch die deutsche Infanterie, obwohl sie bis Moskau länger brauchte als die napoleonische.
Nun, Napoleon brach in Vilna auf und marschierte schnurstracks auf Moskau zu. Unsere mussten vor Smolensk auf dem Weg nach Moskau nach Süden abdrehen um noch eine Million Russen zu schlagen. Erst danach konnten sie weiter auf Moskau vorgehen.
Zitat von Gerd So richtig Spass gemacht hat Infanterie wohl nie.