NACH TOTENSCHÄNDUNG Ex-Offiziere empfehlen Einsatz von mehr Soldatinnen
Frühere Offiziere debattieren, was die Bundeswehr aus den Skandalfotos in Afghanistan lernen muss. Eine Idee: Künftig sollen mehr Soldatinnen auf Patrouille mitfahren. Das könne männliche Kameraden zu zivilerem Umgang zwingen.
Berlin - Die Bilder der Totenschändung in Afghanistan lösen bei Zivilisten und in der Bundeswehr gleichermaßen Entsetzen aus - jetzt fragen sich Ex-Kommandeure von Auslandseinsätzen: Wie können solche Vorfälle künftig verhindert werden?
Der ehemalige Brigadegeneral Bernd Kiesheyer, erster Isaf-Regionalkoordinator im nordafghanischen Kundus, sprach sich kürzlich indirekt für eine verstärkte Beteiligung von Soldatinnen an Bundeswehr-Patrouillenfahrten in Afghanistan aus. Vermutlich wären die Totenschändungen in Gegenwart von Soldatinnen nicht passiert, so der General: "Soldatinnen wirken auch sehr beruhigend auf Soldaten. Und wenn sie in der Patrouille sind, könnte ich mir vorstellen, dass der positive Einfluss unserer Soldatinnen so etwas verhindern würde."
Diese Auffassung, die Kiesheyer vor wenigen Tagen in einem Fernsehinterview äußerte, teilt der frühere Kommandeur der Friedenstruppen im Kosovo, Klaus Reinhardt, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Mein Freund Kiesheyer hat völlig Recht", sagt der frühere hochrangige Bundeswehr-Offizier. Nachdem Soldatinnen inzwischen an Kampfeinsätzen teilnehmen könnten, sollten sie auch an Patrouillenfahrten in Afghanistan und anderswo beteiligt werden. Die Teilnahme von Frauen habe sich schon bei anderen Gelegenheiten positiv ausgewirkt, etwa im Santitätsbereich. "Der Ton wird ziviler, der zwischenmenschliche Kontakt ist weniger ruppig," so Reinhardt.
Frauen als Hemmfaktor für männliche Aggressionen? Womöglich würden Soldatinnen auf Patrouillenfahrten Vorfälle wie in Afghanistan verhindern - ausgeschlossen wären sie dadurch aber sicher nicht - das weiß auch Reinhardt. Denn die Welt hat auch andere Bilder im Kopf: An dem Folterskandal im irakischen US-Gefängnis Abu Ghureib etwa waren auch Frauen beteiligt. Bekannt wurde vor allem das Bild der Soldatin Lynndie England, die einen nackten Iraker an einer Halskette am Boden hinter sich her zog; England wurde mittlerweile zu drei Jahren Haft verurteilt. Andere Bilder zeigten England mit einer Zigarette im Mund vor nackten Gefangenen, auf deren Geschlechtsteile sie symbolisch mit der Hand und dem ausgestreckten Zeigefinger zielte.
Gerade die Bundeswehr hielt sich indes lange zugute, dass ihre Soldaten auf Auslandseinsätzen als mustergültig im respektvollen Umgang mit der lokalen Bevölkerung galten. Die jetzt aufgetauchten Bilder aus Afghanistan erschüttern dieses Selbstbild. "Keine Frage, sie schaden der Truppe", sagt Reinhardt. Bisher seien es Einzelfälle. Der Ex-General erinnert daran, dass sich die Bundeswehr in der Tat seit 13 Jahren in Auslandseinsätzen einen guten Ruf erarbeitet habe. Rund 200.000 Männer und Frauen hätten sich darin bewährt.
Reinhardt begrüßt, dass die Führung der Bundeswehr aus den Vorfällen Schlüsse für ihre Ausbildung ziehen will. "Das muss angegangen werden. Wir müssen uns fragen, was wir in der Ausbildung verbessern können." Sein Vorschlag: Womöglich müsse man wegkommen von gemischten Einheiten. Manchmal seien Soldaten aus mehreren Standorten zusammen, da könne sich schwer ein Vertrauensverhältnis zu Vorgesetzten entwickeln. Sollten dann Probleme auftauchen, fehle ein Ansprechpartner. Vielleicht müsse auch mehr kontrolliert werden, sagt Reinhardt - zum Beispiel durch die unangemeldete Teilnahme von Offizieren an Patrouillen.
Dass die Soldaten im Auslandseinsatz unter Stress stehen, weiß der frühere General nur zu gut: Im Kosovo musste die internationale Friedenstruppe unter seinem Kommando im Auftrag von Uno-Chefanklägerin Carla del Ponte Massengräber ausheben. Viele Offiziere hätten noch Tage danach nicht schlafen können, auch er, bekennt Reinhardt: "Die meisten Soldaten werden im Auslandseinsatz zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Tod konfrontiert." Möglicherweise seien die Bilder in Afghanistan ein Ventil gewesen, um Angst oder Frust abzureagieren, sagt Reinhardt - oder auch, um "den Tod lächerlich zu machen".
Eine Entschuldigung für ihr Tun, so Reinhardt, dürfe das aber nicht sein.
( Quelle Spiegel )
Glaubt ihr im Ernst das die Frauen mehr Ruhe in solche Situationen reinbringen könnten und ihre männlichen Kameraden zu einem zivileren Umgang zwingen könnten ?
Ich glaube eher das mehr Frauen mehr Unruhe in die Truppe bringen könnten.
So gesehen, sind Frauen an der Waffe keine Schande. Aber, ich möchte daran erinnern, Frauen sollen Leben schenken und nicht Leben vernichten.
Eine Frau die als Kämpferin (auf Befehl) tötet, kann doch nicht im selben Augenblick Leben schenken. Ich will jetzt nicht die Parole "Männer an die Waffe und Frauen an den Herd" propagieren, aber es hat schon einen faden Beigeschmack. Ok, lasst die Damen eine Männerdomäne erobern..... aber Finger weg von der Angriffswaffe. Nu, verteidigen dürfen sich sich doch.... also, doch an die Waffe.