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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 734 mal aufgerufen
 Bundeswehr allgemein
Hades Offline



Beiträge: 422
Punkte: 404

15.11.2006 08:10
#1 Für Deutschland dienen.... Antworten

Er ist Soldat der Bundeswehr. Er war im Einsatz in Afghanistan. Und er ist gebürtiger Palästinenser und Moslem. Oberfeldwebel Rabih Boulos erzählt in einem Interview von seinen Erfahrungen beim "Bund" und warum er sich für die deutschen Streitkräfte entschieden hat. Das Gespräch führte Ariane von Großmann.

Herr Boulos, Sie sind Palästinenser, im Libanon geboren und Moslem. Haben Sie das Gefühl bei der Bundeswehr unter besonderer Beobachtung zu stehen?

(lacht) Der MAD war bei meinen bisherigen Sicherheitsüberprüfungen durch meine Herkunft und vielleicht auch durch meinen Glauben sicher gut beschäftigt. Im zivilen Bereich ist es allerdings auffallender, vor allem seit dem 11. September. Als Ausländer, beziehungsweise wenn man eben so aussieht, wird man ständig von der Polizei angehalten. Gerade am Anfang meiner Wehrdienstzeit bin ich deshalb gerne in Uniform nach Hause gefahren. Dann war eindeutig sichtbar, dass ich deutscher Staatsbürger bin.


Wie reagieren Kameraden und Vorgesetzte auf Ihre Herkunft und Ihren Glauben?
Ich hatte nie Probleme. Wenn ich in eine neue Verwendung komme, gibt es schon immer einige Fragen. Viele wollen wissen, woher ich stamme. Ich sehe eben doch nicht aus wie der typische Mitteleuropäer. Wenn ich dann sage, dass ich Araber bin, staunen sie. Aber inzwischen sind Soldaten wie ich ja richtig gefragt.


Woran liegt das, glauben Sie?
Ich denke, es liegt daran, dass ich nach meiner Anfangszeit in der Bundeswehr als Jäger in die Presseschiene kam und bis zu meiner letzten Verwendung auch in diesem Bereich eingesetzt war. Die Kombination Pressefeldwebel mit arabischer Abstammung ist selten. Meine Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass meine Geschwister und ich Deutsche werden. Dabei aber dennoch unsere Abstammung nicht vergessen. Ich spreche daher fließend Arabisch und kenne und verstehe die Kultur, Mentalität und Denkweisen. Das hilft im Einsatz in muslimischen Ländern, vor allem in Afghanistan. Ich weiß, wie die Menschen dort auf bestimmte Dinge reagieren. Und ich kenne mich natürlich auch mit allem rund um den Islam aus, der im täglichen Leben in Afghanistan eine große Rolle spielt.


Sie sind vor wenigen Wochen von Ihrem Einsatz aus Kunduz zurück gekehrt. Welche Erfahrungen haben Sie dort gemacht?
Anfangs haben alle geglaubt, ich sei ein Sprachmittler. Ob General oder Hauptgefreiter. Immer wenn ich dieses Missverständnis aufgeklärt hatte, kamen die Fragen und das Staunen.
Welche Fragen kamen da?


Viele, die den Glauben betreffen. Warum die Frauen verschleiert sind. Warum die eine eine blaue Burka, die andere eine weiße trägt. Aber auch wie die Taliban gegründet wurden. Wir haben in Kunduz eine kleine Feldzeitung herausgegeben. In der habe ich all diese Fragen dann gebündelt beantwortet, weil so viele kamen. Das ist gut angekommen und hat für weitere Diskussionen gesorgt. Es gibt viele, die nicht wissen, was der Islam wirklich bedeutet. Dass er friedlich ist und es keinen heiligen Krieg gibt. Diese Menschen, die dazu aufrufen, kämpfen für ihre eigene Sache.


Strengt Sie die ständige Fragerei nicht auch manchmal an?
Nein, überhaupt nicht. Ich finde es gut, dass die Kameraden fragen und sich dafür interessieren. Und dass man in der Bundeswehr offen auch mit sonst heiklen und oft tabuisierten religiösen Themen umgehen und darüber sprechen kann. Viel offener, als im privaten Bereich. Das Christentum und der Islam harmonieren im Prinzip sehr gut. Ich habe eine katholische Italienerin geheiratet. Wir feiern Weihnachten und Beiram. Bei den Festen kommt die ganze Familie zusammen.


Haben Sie dann im Einsatz auch an den Gottesdiensten teilgenommen? Es gibt in der Bundeswehr ja evangelische und katholische Pfarrer, die, gerade in den Einsatzländern, auch für die Seelsorge zuständig sind. Wie fühlen Sie sich von dieser christlich geprägten Seelsorge angesprochen?
Ich setze mich schon gelegentlich in Gottesdienste und höre einfach nur zu. Die Seelsorger sind für alle da. Diese Erfahrung habe ich im Einsatz gemacht. Unser Pfarrer dort hatte für jeden ein offenes Ohr. Ich hab zwar keine Seelsorge in Anspruch nehmen müssen, aber man hat sich doch gerne mal über dies und jenes unterhalten. Eine spezielle Seelsorge für Moslems halte ich derzeit nicht für notwendig.


Haben Sie sich in Afghanistan Ihrer Religion näher gefühlt?
Ja, auf jeden Fall. Die Lokalen und die Sprachmittler haben auch während der Arbeitszeit ihren Teppich ausgebreitet und gebetet. Das war nie ein Problem. Die zehn Minuten waren immer Zeit. Das hat mir gefallen. Da die Sprachmittler und lokalen Kräfte nach dem Umzug in das neue Lager außerhalb der Stadt nicht mehr die Möglichkeit hatten so einfach in die städtischen Moscheen zu kommen, hat das zehnte Kontingent einen Gebetsraum gebaut. Das war eine gute Sache, denn so ist man den Menschen auch näher gekommen.


Wie leben Sie Ihren Glauben während der Dienstzeit in Deutschland?
Vor meiner Bundeswehrzeit habe ich auch tagsüber regelmäßig gebetet. Das ginge jetzt nicht mehr während der Arbeit. Der Dienstherr erlaubt es zwar, aber so strenggläubig bin ich nicht.


Welche Möglichkeiten bietet Ihnen der Dienstherr Ihre Religion zu leben?
Mir wird die Möglichkeit gegeben, mein Gebet zu verrichten, solange dies den Dienstbetrieb nicht beeinträchtigt. Zudem habe ich ein Recht auf muslimisches beziehungsweise schweinefleischfreies Essen. Das hat auch bisher immer gut funktioniert, ich musste nur vorher Bescheid geben, dass ich Moslem bin. Es gibt auch EPas ohne Schweinefleisch. Ansonsten möchte ich persönlich eigentlich sowieso keine Sonderbehandlung bekommen.

Wie war das beim Eid? Dort kommt die Textzeile "So wahr mir Gott helfe" vor.
Das war für mich völlig normal. Ob ich "Gott" oder "Allah" sage, ist für mich das gleiche.


Haben Sie das Gefühl in der Bundeswehr als Moslem eine Sonderrolle inne zu haben?
Überhaupt nicht. Ich werde als Soldat gesehen, wie jeder andere auch. Welcher Glaube unter dem Helm steckt ist hierbei absolute Nebensache.


Die ersten fünf Jahre Ihres Lebens, bevor Sie mit Ihrer Familie aus dem Libanon nach Deutschland flüchteten, waren durch Krieg gekennzeichnet. Wie haben Sie das erlebt?
Ich kann mich an Beschuss erinnern, an Menschen, die hin und her gelaufen sind, daran, wie wir immer wieder schnell in den Keller mussten.


Und dennoch wollten Sie zum Militär? Was haben Sie sich davon erwartet?
Ich dachte, bei der Bundeswehr werde ich ein Mann. Da wird einem Disziplin beigebracht, da wird man ruhiger.


Wären Sie im Libanon auch Soldat geworden?
Vorausgesetzt ich hätte dort die Staatsbürgerschaft gehabt und wäre dort geblieben, hätte ich vermutlich auch den Beruf ergriffen. Soldat sein ist für mich eher eine Berufung. Da ich mich durch und durch als Deutscher fühle, steht es für mich jetzt natürlich außer Frage, Deutschland als Soldat zu dienen. Ich identifiziere mich mit der Bundeswehr.

( Quelle Bundeswehr)

Gute Einstellung wie ich finde.


Könntet ihr euch vorstellen in einer anderen Armee zu dienen?



Hades

Sturmgewehr Offline




Beiträge: 144
Punkte: 144

15.11.2006 18:48
#2 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Ich habe mich mal mit dem Gedanken angfreundet in der Französischen Fremdenlegion zu dienen.

Ich suchte eine Herausforderung und irgendwie war auch Abenteuerlust mit im Spiel.

Nachdem ich aber einige Berichte darüber gesehen und mich näher darüber informiert habe, bin ich schnell von dem Gedanke wieder abgekommen.

Was den Kameraden Rabih Boulos angeht , volle Akzeptanz !


Greaz

StG

Canaris Offline



Beiträge: 38
Punkte: 38

08.12.2006 16:03
#3 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Für Deutschland bzw. sein Vaterland zu dienen kann nie verkehrt sein.

Allerdings nicht für eine bestimmte Partei oder ein bestimmtes System.

Elias Offline




Beiträge: 61
Punkte: 61

21.12.2006 19:03
#4 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Ja, Respekt vor dem Kameraden Oberfeldwebel.

Sowas finde ich wunderbar.



Ich persönlich sehe mich als Patriot, und bin aus idealistischen Gründen in der Bundeswehr.
Gründe, die heute, wie's mir scheint, leider nicht mehr gefragt sind.

Aber da ich in der Bundeswehr wohl leider keine Zukunft haben werde, habe ich mal mit dem Gedanken gespielt in die Armee von Luxemburg einzutreten.Ganz einfach weil ich auch gern' Soldat bin.
Natürlich steht für mich das Vaterland immer an erster Stelle.
Und ich könnte niemals gegen mein eigenes Land zu Felde ziehen.
Was bei einer befreundeten, und viel, viel kleineren Armee, wie der von Luxemburg, aber sowieso nicht machbar wäre.

Aber aus dem Dienst in dieser Armee wird sowieso nichts.

Hades Offline



Beiträge: 422
Punkte: 404

26.12.2006 22:15
#5 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Zitat
mit dem Gedanken gespielt in die Armee von Luxemburg einzutreten.Ganz einfach weil ich auch gern' Soldat bin.
Natürlich steht für mich das Vaterland immer an erster Stelle.
Und ich könnte niemals gegen mein eigenes Land zu Felde ziehen.
Was bei einer befreundeten, und viel, viel kleineren Armee, wie der von Luxemburg, aber sowieso nicht machbar wäre.




@Elias

Wieso Luxenburg? Hast du einen bestimten Bezug dazu oder einfach nur so ?





Hades

Canaris Offline



Beiträge: 38
Punkte: 38

30.12.2006 13:25
#6 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Zitat
germanbhoy schrieb:

Doch für ein System !
Ich wollte Deutschland den Kommunismus ersparen.
Also habe ich schon die Demokratie verteidigt. Sie ist nämlich zwar mit Schwächen behaftet, aber doch unter den angebotenen Alternativen die beste.



Deutschland vor dem Zugriff jedes wie auch immer gearteten Zwangssystem zu schützen, sollte für jeden Demokraten ein
klares "Muss" sein !

Unsere Demokratie und die damit verbundene Freiheit des Einzelnen,stellt in der deutschen Geschichte ein so hohes Gut dar,
dass ich mich dem Motto der NATO "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit" nur anschließen kann.

Elias Offline




Beiträge: 61
Punkte: 61

01.01.2007 22:56
#7 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

@Hades

Nicht direkt.
Ich wohne halt nicht sooo weit entfernt von Luxemburg.
Hab' mir das NUR einmal so durch den Kopf gehen lassen.

@Stabsfeld

Ja, die nehmen EU-Bürger, wenn sie des Französischen oder Deutschen mächtig sind.
Aber natürlich sind das nicht die einzigen Voraussetzungen.
Was die Planstellen angeht:
Gut, die sind bestimmt nicht so üppig.
Luxemburgs Armee hat in etwa die Stärke eines kleinen Regiments.
Aber das Thema hat sich für mich eh' schon erledigt.

Was das u.s.-amerikanische Militär angeht:
Nichts gegen das u.s.-amerik. Volk oder ihre Soldaten, aber nein,
für diesen Staat würde ich nicht kämpfen.
Mit Betonung auf das Wort "für".
MIT ihnen kämpfen ist nochmal ein anderes Thema.
Siehe z.B. NATO-Bündnisfall.
Aber sowieso, wenn die Bundeswehr mit den u.s.-amerik. Streitkräften kämpft, dann tut man das als deutscher Soldat, wenn die Befehle des Dienstherren dies verlangen, natürlich auch.

Meine Gedanken, und das waren letztendlich eben NUR Gedanken, kreisten lediglich um den Staat Luxemburg und dessen Militär.

Und ich glaube kaum, daß die Amerikaner gleich eine eigene Fremdenlegion gründen wollen.
Auch Luxemburg tut das natürlich nicht.
Es ging dort lediglich um einen gewissen Kreis EU-Bürger.

Nemesis Offline




Beiträge: 690
Punkte: 688

03.01.2007 12:51
#8 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Wenn ich dienen würde, könnte ich niemals für einen Staat oder Land dienen, mit dem mich nichts verbindet.


Nemesis

Bonner Offline




Beiträge: 219
Punkte: 219

08.02.2007 12:21
#9 RE: Für Deutschland dienen.... Antworten

Selbst wenn man mich dazu zwingen würde, ich wäre niemals bereit für ein anderes Land meinen A...hinzuhalten. Ich würde dessertieren oder nur Sche...e bauen(Sabotage und so). Ansonste diene ich nur für das Land, mit dem mich am meisten Verbindet: Deutschland!!

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