Bei Alarm mussten innerhalb von x+ wenige Minuten alle kasernierten Truppen diesen WKR beziehen. Dort wurde aufmunitioniert, bestimmte "Kriegsausrüstung" verteilt.
Als ich noch Kompaniechef einer Aufklärungskompanie war, musste meine Kompanie nach weniger als 60 Minuten in diesem Raum die Aufklärungsbereitschaft herstellen.
Ich als Aussenschläfer wurde von zu Hause mit einem Krad abgeholt und fasste meine Ausrüstung erst dort.
In der Regel sah es so in meiner Kompanie aus, dass 3' nach dem Alarmsignal die SPW- und SPz-Fahrer an der Waffenkamer ihre Pistolen in Empfang nahmen und zu den Garagen (Gefechts- und Lehrgefechtspark) flitzten.
12' später war die Kompanie dort, saß auf und nach 20' rollten sie aus der Kaserne.
Und damit das klappte, wurde bis zum Erbrechen geübt.
"Schildkröte" und "Musikbox" sind zwei ganz entwürdigende Handlungen, die man "Spritzern/Sprilli/Glatter" (Soldaten im 1.Diensthalbjahr*) angetan haben soll.
Ich selbst habe so etwas nie selbst erlebt und glaube auch nicht daran, dass das in meinem Verantwortungsbereich vorkam.
Schildkröte: ein Soldat bekommt auf den Kopf, unter die Knie und Ellenbogen je einen Stahlhelm und wird über den Flur geschubst
Musikbox: Ein Soldat muss in einen Spind und auf Wunsch eines EK (Entlassungskandidat/Soldat im 3. Diensthalbjahr) Lieder nach Wunsch absingen
Heimfahrt: Ein EK liegt oder sitzt im Bett, vier "Glatte" tragen ihn über den Flur oder rütteln am Bettgestell. Andere "Glatte" tragen Schilder mit Ortsbezeichnungen an ihm vorbei oder rufen Ortsnamen
*in der NVA gab es 18 Monate Grundwehrdienst, also 3 Diensthalbjahre im 1. (siehe obige Bezeichnung) war er frisch und hatte im Wesentlichen alles zu machen, was man ihm sagte und auftrug - zu erkennen an den glatten Schulterstücken im 2. war er "Vize", hatte schon etwas mehr "Rechte" und durfte seine Soldatenschulterstücke einknicken im 3. war er Entlkassungskandidat und wurde allermeist zum Gefreiten befördert. Das Käppi wurde oft auf "halb acht" getragen, die Hände waren in der Hosentasche und der Kragen oft offen.
Ich muss aber dazu schreiben, je straffer die Disziplin in einem Haufen war, je motivierter die Jungs um so geringer waren derartige Ausfälle.
Ich selbst habe über Kleinigkeiten hinweg gesehen, wenn es der Disziplin und Ordnung diente und ich mich auf meine Jungs verlassen konnte. Ungerechtigkeiten und Schikanen habe ich aber nicht geduldet.
Der sogenannten E.K.-Bewegung ist man ab den 80-ern dahingehend begegnet, dass man Kompanien eines Diensthalbjahres aufstellte.
Weisst Du, für gewisse Sachen, die in meinem Haufen stattfanden, wenn ich nicht da war, will ich meine Hand nicht ins feuer legen. An anderer Stelle hast Du selbst geschrieben, dass es Besonderheiten bei Einheiten gab. Ich war bei den Aufklärern und habe meinen Jungs immer kräftig Druck gemacht - in der Ausbildungszeit. Danach war Ruhe. Ich habe nur gesagt, dass so lange Ruhe und kein Sackstand ist, wenn mir nichts zu Ohren kam. gegen Maßbänder etc. hatte ich nichts, wenn sie nicht gerade offen und provozierend getragen wurden. Bei Schikanen wurde ich zum Schwein. Es gab aber auch mal eine Situation, in der sich meine Fahrer beschwerten, dass einer ihrer Kameraden so stank. Ich sagte nur, dass sie das selber zu lösen hatten. Am nächste Tag behauptete nun dieser, sich bei mir beschwerend, dass seine Kameraden ihn im Waschraum mit heißem Wasser eingespritzt und mit P-3 gescheuert hätten. Nun, ich habe die Wahrheit nie herausbekommen ;) Es kamen aber auch nie wieder Beschwerden wegen mangelnder Hygiene. Männerfreundschaften sind doch was Feines :))